Mein Erlebnis
Mai 2023
Am Freitag, 19. Mai, sollte mein Mann am Knie operiert werden. Um 8:00 waren wir pünktlich in der Klinik in RAVENNA. Es hieß, er würde am späten Vormittag operiert werden. Die Wartezeit musste ich in der Eingangshalle/Wartesaal ausharren, keine darf außerhalb der Besuchszeiten in die Krankenzimmer.
Jedenfalls, während ich dort mit einem Buch die Zeit totschlagen wollte (übrigens, ich kam mir vor, als wäre ich ein Neandertaler, alle im Wartesaal schauten auf ihre Smartphones), höre ich eine Krankenschwester, wie sie über die aktuelle Situation der Kanäle in Ravenna sprach. Mit besorgter Stimme erklärt sie einem Patienten, dass das Wasser in die Kanäle abgeleitet wurde, aber diese seien jetzt so voll, dass sie zum überlaufen drohten.
Wir wussten, dass es unterhalb Ravenna einige Überschwemmungen gab, so standen Lugo, Faenza und Cesena unter Wasser. Aber wie schlimm die Situation in Ravenna war/ist, wussten wir am Morgen noch nicht. Ich schnappte mein Smartphone, um einen Blick auf Google-Map zu gegeben, ob die Straße Richtung Norden gesperrt ist. Alles offen. Aber es hörte nicht auf zu regnen.
Mittlerweile war es schon Mittag und mein Mann wurde immer noch nicht operiert. Ich ging hoch in sein Krankenzimmer (war ja nun Besuchszeit) und er hat gerade seine Sachen eingepackt. Ihm wurde gesagt, dass die Operation aus mangelndem Personals im Operationssaal nicht durchgeführt wird. Ok, hat ja Sinn, denn viele kommen ja von außerhalb. Also blieb uns nichts anders übrig als nach hause zu fahren. Der Arzt meinte noch, dass wir Richtung Norden keine Probleme haben werden, um aus der Stadt zu kommen.
Als wir die Klinik verlassen hatten, stand ein Polizeiwagen am Eingang und ich hörte einen kurzen Satz, den eine Krankenschwester zum Polizeibeamten sagte. „Stanno uscendo ora„, übersetzt „Sie kommen jetzt raus“. Ich dachte nur, wen meinten die wohl? Und schaute mich um. Ich sah nur andere Personen wie wir, denen die Operation abgesagt wurde.
Beim Rausfahren wurde uns klar, dass die Situation um Ravenna sich in den letzten Stunden sehr verschlechtert hatte. Eine der Straßen, die nach Norden führt, war bereits gesperrt und wir mussten einen neuen Weg finden.

Wir hatten Glück, eine Straße, die uns auf die Romea SS309 bringt, war nicht gesperrt. Aber als wir über die Brücke fuhren, sahen wir, dass der Kanal jeden Moment überlaufen könnte.

Weiter vorne war er bereits über das Ufer gelaufen. Spätestens hier machte der Satz der Krankenschwester Sinn. Wir wurden „sanft“ evakuiert.

Gestern hatte ich noch mal Ravenna auf Google-Map gegoogelt und die Straße, die wir am Vortag gefahren sind, war nun abgesperrt.

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