Wie geht es jetzt weiter? Alles steht stille und wir hoffen auch das Virus.
Ich habe jetzt eine Woche gebraucht, um alles zu verarbeiten und abzubauen. Mir war gar nicht bewusst, wie sehr mich diese Situation unter Stress gesetzt hat. Zugegeben, ein bisschen paranoid bin ich mittlerweile geworden. Jede Sirene lässt mich aufschrecken und ich höre hin, ob die Ambulanz nicht in meiner Straße stoppt und sobald ich ein Wehwehchen verspüre, denk ich, bin ich jetzt krank?
Letzte Woche war ich noch ein paar Mal im Büro. Wir hatten neue Vorschriften am Arbeitsplatz zu befolgen. Laut den Bestimmungen gab es eine Eingangstür sowie einen separaten Ausgang. Am besten vor dem Betreten der Firma gleich mal fiebermessen. Keine firmenfremden Personen dürfen mehr rein. Der eigene Arbeitsplatz musste vor Arbeitsbeginn mit Desinfektionsmittel gereinigt werden, auch am Ende der Arbeit. Schutzmaske und 1 Meter Abstand von allen Kollegen war Pflicht sowie mehrmals am Tag die Hände waschen. Ich glaub, ich hab meine Brille noch nie so oft gereinigt. Diese so unnatürliche Routine zehrte an mein Nervensystem. Dann hieß es auch noch, dass man zuhause die Schuhe vor der Haustür lassen soll, denn man könnte das Virus ungewollt ins Haus auf dieser Weise bringen.
Freitag letzte Woche war ich nach der Arbeit noch einkaufen. Ich wusste, dass ich diesmal Schlange stehen musste, es war schon wieder ein neues Dekret verfasst worden. Dort hieß es, dass wir nur mehr mit einer Einkaufsliste einkaufen dürfen, nicht wichtige Dinge dürfen nicht mehr gekauft werden, nur Essenzielles. Mit Handschuhe und Schutzmaske stand ich dann mit anderen ganz brav und diszipliniert Schlange. Im Übrigen alle. Nicht anders war es in den anderen Supermärkten italienweit. Unbeschreiblich was ich in dieser Situation empfand. Es lief ab wie ein Film. Ich glaub, ich bin so 20 Minuten, maximal 30 Minuten Schlange gestanden. Ich hab nicht auf die Uhr geschaut und mein Handy blieb in der Tasche, ich wollte nichts anfassen. Kaum jemand sprach mit jemand, es war fast zu still. Das rege Leben des Einkaufszentrums ist so weit weg, nun sehe ich nur eine große leere Halle. Alle anderen Geschäfte sind seit Tagen geschlossen, nur der Supermarkt und die Apotheke sind offen. Ein Wachmann kontrollierte die lange Schlange, die sich im Einkaufszentrum gebildet hatte, und gab Anweisungen. Am Eingang des Supermarktes stand wiederum ein Mitarbeiter, der genau schaute, dass nicht zu viele Personen auf einmal rein gingen, ein paar raus, ein paar rein. Am Eingang standen dann noch jede Menge Papierrollen und Desinfektionsmittel für die Kunden, das fand ich super. Machen auch andere Supermärkte hier in der Gegend. Ich hoff auch bei euch. Hab keine Fotos gemacht, im Grunde sind es die gleichen Bilder, die ihr aus dem Netz bereits kennt.
Da ich nur einmal in der Woche einkaufen gehe, hatte ich meine lange Einkaufsliste bereits in der Tasche. Normalerweise brauch ich in diesem Supermarkt eine gute Stunde, diesmal ging es viel viel schneller, das bilde ich mir jedenfalls ein. Ich fühlte mich unter druck, denn ich wollte auch so wenig wie möglich mich im Supermarkt aufhalten. Zum einem wusste ich, dass da draußen auch noch andere einkaufen müssen und zum anderen war die Atmosphäre erdrückend. An der Kassa habe ich mich herzlich bei den Mitarbeiter bedankt, denn es ist nicht so selbstverständlich, jeden Tag in dieser Kondition arbeiten zu gehen. Ich hab volle Achtung auch für Sie und die Transporteure. Denn auch sie, setzen sich dieser unsichtbaren Gefahr aussetzten. Von dem Personal im Sanitätsbereich sprechen wir gar nicht. Sie sind die Engel! Sie verdient unsere Hochachtung. Wir können sie unterstützen, indem wir zuhause bleiben!
Der letzte Schlag kam dann Samstag in der Nacht, wie spät war es noch? Jetzt hieß es lockdown! Die meisten von uns haben sich nichts anderes erwartet. Zu viel Personen waren noch unterwegs. Mittels eines Telefonanbieters hatten die Behörden festgestellt, dass viel mehr Leute unterwegs waren als erwartet. Auch ist aufgefallen, dass viele öfters einkaufen gingen, eigentlich war jede Ausrede gut. Es ist nicht einfach, das gebe ich zu, aber wenn nicht alle zuhause bleiben, ist das Ende noch lange nicht in Sicht. Also folgte das neue Dekret und ein neues Formular für die Eigenerklärung. In Übrigen gibt es jetzt schon wieder ein neues Formular. Jetzt laufen im Netz bei uns die Witze über DIN-A4 (risma) und Tonerverbrauch. Nix mehr mit Sport im freien, maximal 200 m von zuhause darf man sich im Freien aufhalten. Es sei denn, man muss zum Supermarkt oder in die Apotheke. Wirtschaftlich bringt uns der Coronavirus in roten Zahlen, nicht für den Zulieferdienst aber, der hat massiv zugenommen.
Die letzte Woche war surreal, noch jetzt versuche ich zu begreifen, welche Gefühle über mich kamen. Heute leb ich in einer Luftblase, der einzige Kontakt zu Außenwelt, ist das Internet und das Fernsehen.

Draußen ist es kalt, der Winter ist plötzlich zurück. Dienstag früh konnte ich noch meinen Kaffee draußen trinken, aus Lieblingstasse von Bad Windsheim, unserer Partnerstadt in Deutschland. An dieser Stelle, ganz liebe Grüße nach Bad Windsheim in Bayern! #alleswirdgut!
Zum Abschluss für alle zwei positive Posts!
Kategorien:...im täglichen Leben