Es ist so weit, das wichtigste Musikereignis hat am Dienstag, 7. Februar 2023 begonnen. Auch heuer ist Amadeus wieder künstlerischer Leiter und Moderator des Festivals, das nun bereits die 73. Ausgabe feiert. Amadeus, kurz Ama genannt, hat viele Erneuerung gebracht. Er hat das ganze Konzept aufgefrischt und verjüngt, indem er auch jungen Sänger viel Raum gibt. Gemeinsam mit auf der Bühne als Co-Moderator stand Gianni Morandi. Sänger und Schauspieler, der seinen Durchbruch in den 60er feierte. Sein bekanntestes Lied ist: „Fatti mandare dalla mamma„.

Bevor aber die Feierlichkeiten starteten, galt eine Schweigeminute der Opfer des Erdbebens in der Türkei und in Syrien.
In einer der Logen hat ein ganz besonderer Zuschauer platz genommen, unser Präsident – Presidente della Repubblica Sergio Matterella. Es ist das erste Mal in der Geschichte des Festivals, dass ein Präsident am Festival im Publikum sitzt. Hier unten im Foto mit seiner Tochter Laura Mattarella am Festival.

Natürlich gab es eine Standingovation und starken Applaus für Mattarella und Morandi stimmte die Nationalhymne an.

Kein Zufall, dass der erster Gast Roberto Begnini, viele kennen den Schauspieler aus dem Film „Das Leben ist schön“, der Originaltitel ist „La vita è bella“. Sehr gut hat mir gefallen, dass er erzählt hat, wie eigentlich dieses Musikfestival ins Leben gerufen wurde. Der Blumenhändler Amilcare Rambaldi hat sich in den 40er überlegt, wie man den Blumenverkauf ankurbeln könnte und wie man den Tourismus fördern könnte. Seine Idee war es, einen Musikwettbewerb zu veranstalten. Denn wer weiß, vielleicht spricht jemand darüber oder vielleicht schreiben die Zeitungen darüber. Anfangs waren es nur drei Sänger, aber was heute daraus geworden ist, ist gigantisch. Mittlerweile wird das Musik-Festival weltweit ausgestrahlt.


Aber, dass er an diesem Abend zu Gast ist, hat hier mehr damit zu tun, dass er eine Leidenschaft teilt, die Costituzione Italiana (Italienische Verfassung). Dieses Jahr feiern wir das 75. Jubiläum des Inkrafttretens unserer Verfassungen (1. Januar 1948). Begnini stellt die Frage: „Was hat die Verfassung mit dem Festival zu tun?“ Musik ist eine Kunst und für Begnini ist auch die Italienische Verfassung ist ein Kunstwerk, ein Gesang, der uns sagt, dass es eine bessere Welt gibt, ohne Gewalt, sie ist wie die Kunst, die uns träumen lässt. Er zitiert seinen Lieblingsartikel: Artikel 21.
Artikel 21 der Verfassung besagt: Tutti hanno diritto di manifestare liberamente il proprio pensiero con la parola, lo scritto e ogni altro mezzo di diffusione. Übersetzt: Jeder hat das Recht, seine Gedanken in Wort, Schrift und mittels jeglichen anderen Kommunikationsmitteln frei zu äußern.
Begnini sagt, es sei der wichtigste und einfachste Artikel. Während des Faschismus war es verboten, seinen Gedanken frei zu äußern, man hatte Angst, denn Andersdenken war lebensgefährlich. In einem weiter Punkt unserer Verfassung steht, das Italien den Krieg ablehnt: l’Italia ripudia la guerra! In keinen anderen Verfassung steht diese Passage, wenn diese in jeder stehen würde, so hätten wir keinen Krieg, meint Roberto Begnini.
Bevor ich weiter über die Ereignisse schreibe, möchte ich etwas beispielhaftes vorbringen. Da ich heuer aus beruflichen Gründen nicht die gesamte Show live ansehen kann, schau ich diese über RaiPlay. Da ist mir etwas sehr Positives aufgefallen. Es wird nicht nur die Moderation und die Interviews für Gehörlose übersetzt, sondern auch die Lieder. Hier unten ein Beispiel beim Auftritt von Anna Oxa.

KÜNSTLER UND LIEDER
- Anna Oxa – „Sali (Canto dell’anima)“
- Ariete – „Mare di guai“
- Articolo 31 – „Un bel viaggio“
- Colapesce Dimartino – „Splash“
- Colla Zio – „Non mi va“
- Coma_Cose – „L’addio“
- Elodie – „Due“
- Gianluca Grignani – „Quando ti manca il fiato“
- Gianmaria – „Mostro“
- Giorgia – „Parole dette male“
- I Cugini di Campagna – „Lettera 22“
- Lazza – „Cenere“
- LDA – „Se poi domani“
- Leo Gassmann – „Terzo cuore“
- Levante – „Vivo“
- Madame – „Il bene nel male“
- Mara Sattei – „Duemilaminuti“
- Marco Mengoni – „Due vite“
- Modà – „Lasciami“
- Mr. Rain – „Supereroi“
- Olly – „Polvere“
- Paola & Chiara – „Furore“
- Rosa Chemical – „Made in Italy“
- Sethu – „Cause perse“
- Shari – „Egoista“
- Tananai – „Tango“
- Ultimo – „Alba“
- Will – „Stupido“
Am ersten Abend traten 14 Sänger auf und nur die Presse durfte ihren Favoriten wählen. Diese Künstler hatten Ihren Auftritt am Dienstag: Anna Oxa, Gianmaria, Mr.Rain, Marco Mengoni, Ariete, Ultimo, Coma_Cose, Elodie, Leo Gassmann, I Cugini di Campagna, Gianluca Grignani, Olly, Colla Zio und Mara Sattel.














Die Lieder, die mir am besten gefallen haben, sind die von Gianmaria, Mr.Rain und Elodie.
Könnt ihr euch aber vorstellen, was vor dem Teatro Ariston abläuft? In der eisigen Kälte harren Fans und Schaulustige aus, um auch nur für einen kurzen Moment einen der Starts zu erblicken. Zudem hat der Mainsponsor auch eine eigene Bühne aufgebaut.


Als weibliche Co-Moderatorin für den ersten Abend hat Amadeus Chiara Ferragni gewählt. Die bekannteste Influencerin Italiens, mittlerweile auch erfolgreiche Unternehmerin.


Soloauftritt von Chiara Ferragni begann bereits als sie die Stiege hinabging. Sie schritt in einem Kleid das dem Zuschauer durchsichtig erschien, aber wie Chiara erklärte, dass das Kleid nicht durchsichtig ist, sondern hat den Aufdruck ihres Körpers: Der Körper einer Frau soll nie Hass oder Scham erzeugen.



Chiara hat einen Brief geschrieben, einen Brief an sich selbst, an das Kind, das sie war mit allen Zweifeln und Unsicherheiten. Ein feministischer Monolog: Se nascondi il tuo corpo, se una monaca. Se fai vedere il tuo corpo sei una troia – Wenn du deinen Körper versteckst, dann bist du eine Klosterfrau. Wenn du deinen Körper zeigst, bist du eine Schlampe. Frau zu sein soll kein Limit sein, als Frau musst du doppelt so viel leisten als ein Mann, waren einige ihrer Aussagen. Wie wahr, wir Frauen kämpfen jeden Tag gegen Diskriminierung. Auch unser Körper scheint nie gut genug zu sein. Lang hat sie sich nicht gut genug für alles Mögliche gehalten, aber sie hat sich durchgekämpft und sie kämpft weiter.
Und wisst ihr, was mich total empört? Am nächsten Tag gab es bereits ein gehässiges Post:

Also! Hey! Gehts noch? Habt ihr nicht zugehört? Gerade von dem hat sie gesprochen! Der Text über den Fotos übersetzt heißt: WENN DU SIE BESTELLST – WENN SIE DIR GELIEFERT WIRD.
Der Skandal des Abends kam vom Gastauftritt von Blanco. Er hatte Probleme mit dem Audio, er hörte seine Stimme nicht und anstatt die Aufführung aufzuhalten, flippte er total aus. Die Bühne wurde mit vielen Rosen dekoriert. Plötzlich schmiss er die Rosen wild um sich. Das Publikum war entsetzt und hat ihn zurecht ausgebuht. Die wahren echt wütend, wollten gar nicht wissen, wieso er das getan hatte. Gianni Morandi hat sich einen Besen geschnappt und die Bühne geputzt. Am Tag danach hat sich Blanco für seinen Ausraster entschuldigt.





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